Allgemeines
Die Stiftung Klimarappen wird ihre Mittel bis 2032 vor allem in Klimaschutzprojekte des Privatsektors investieren, bei denen schwer vermeidbares CO₂ dauerhaft der Atmosphäre entzogen (Negativemissionstechnologien, NET) oder direkt an Anlagen abgeschieden und gespeichert wird (Carbon Capture and Storage, CCS).
Zur
Identifikation von förderwürdigen Projekten führte die Stiftung Klimarappen im Sommer 2022 eine Ausschreibung durch für Projekte im Bereich NET /
CCS. Es wurden 21 Ideen eingereicht, die den Teilnahmebedingungen entsprachen.
14 dieser Ideen wurden in einer zweiten Runde weiter ausgearbeitet. Im Februar
2023 erhielten fünf Projekte eine definitive Förderzusage. Diese sehen alle die
Abscheidung von CO₂ in der Schweiz vor, hauptsächlich an Biogasanlagen. Drei
Projekte wollen das CO₂ in der Schweiz in Baumaterialien speichern, zwei
Projekte beabsichtigen, das CO₂ zur dauerhaften Speicherung im Untergrund ins
Ausland zu transportieren. Die Förderverträge im Umfang von gesamthaft 50 Mio.
CHF wurden im August 2023 unterzeichnet.
Aktueller Stand
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ReCO₂ver, Sika Services AG
Projektbeschreibung
ReCO₂ver steht für ein Verfahren, bei welchem Betonabbruch mechanisch separiert und unter Beihilfe von Additiven in seine Hauptbestandteile Kies, Sand und pulverförmiges mineralisches Material zerlegt wird. Letzteres wird anschliessend in einem Tank mit zuvor an Punktquellen abgeschiedenem CO₂ begast und durch die Mineralisierung in Carbonatpulver umgewandelt, welches wiederum zur Zement-/Beton-/Mörtelherstellung beigemischt wird. Neben der damit erzielten Speicherung des abgeschiedenen CO₂ im Carbonatpulver ermöglicht die Technologie durch Wiederverwendung der ursprünglichen Bestandteile des Betonabbruchs einen reduzierten Ressourcenverbrauch.
Stand des Projekts (August 2024)
Das Gesuch um die Beurteilung der Eignung des Projekts für das Ausstellen von Bescheinigungen wurde beim Bundesamt für Umwelt fristgerecht vor Ende 2023 eingereicht und befindet sich in Bearbeitung. 2026 sollen mehrere Anlagen in Betrieb gehen und bis 2030 16‘500 t CO₂ speichern.
Der Projekteigner
Die Sika AG ist ein weltweit tätiges Unternehmen für Bauzuschlagsstoffe.
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Sequestrierung von biogenem CO₂ in Betongranulat, zirkulit AG
Projektbeschreibung
Der von der zirkulit AG entwickelte zirkuläre Beton weist durch eine spezielle Rezeptur einen geringeren Zementanteil und damit einen tieferen CO₂-Abdruck gegenüber herkömmlichem Beton auf. Das Betongranulat wird zusätzlich mit an Biogasanlagen abgeschiedenem, biogenem CO₂ begast, so dass über den Mineralisierungsprozess CO₂ im Beton gespeichert wird.
Stand des Projekts (August 2024)
Das Gesuch um die Beurteilung der Eignung des Projekts für das Ausstellen von Bescheinigungen wurde beim Bundesamt für Umwelt fristgerecht im März 2024 eingereicht und befindet sich in Bearbeitung. 2025 sollen mehrere Anlagen in Betrieb gehen und bis 2030 16‘500 t CO₂ speichern.
Der Projekteigner
Die zirkulit AG ist eine Tochterfirma der in der Bauwirtschaft etablierten Eberhard Unternehmungen.
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BEST, Neustark AG
Projektbeschreibung
Die Firma Neustark hat ein Verfahren zur Speicherung von CO₂ in Recyclingbeton entwickelt und zur Marktreife gebracht. Zum einen werden Verflüssigungsanlagen erstellt für in Biogasanlagen abgeschiedenes CO₂ erstellt, zum anderen Speicheranlagen bei Recyclingbetonwerken, wo Betongranulat in speziellen Reaktorbehältnissen mit CO₂ begast und dieses darin über Mineralisation dauerhaft gespeichert wird. Das Programm fokussiert auf die Begasung von Betongranulat, das anschliessend nicht zur Herstellung von Recyclingbeton verwendet, sondern als loses Schottermaterial zum Beispiel im Strassenbau eingesetzt wird.
Stand des Projekts (August 2024)
Das Gesuch um die Beurteilung der Eignung des Projekts für das Ausstellen von Bescheinigungen wurde beim BAFU fristgerecht vor Ende 2023 eingereicht und befindet sich in Bearbeitung. Die erste Anlage zur Abscheidung bzw. Speicherung ging im März 2024 in Betrieb. Die Vertragsmenge liegt bei 16‘500 t CO₂.
Der ProjekteignerDie Neustark AG wurde 2019 als ETH-Spin-off gegründet.
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Abscheidung und Sequestrierung von CO₂ an der Biogasanlage Nesselnbach, CO₂ Energie AG
Projektbeschreibung
Die Biogasanlage in Nesselnbach produziert aus Lebensmittelabfällen Methan zur Erdgasnetzeinspeisung und scheidet zu diesem Zweck CO₂ aus dem Biogas ab. Seit November 2022 ist bereits eine Verflüssigungsanlage in Betrieb, welche das CO₂ in Lebensmittelqualität aufbereitet. Aufgrund einer Erweiterung der Biogasanlage wird eine zusätzliche Aufbereitungsanlage für die Erdgaseinspeisung mit gebaut. Das dabei abgeschiedene CO₂ soll im Rahmen des Projekts durch eine weitere Anlage verflüssigt und anschliessend dauerhaft im Untergrund gespeichert werden. Da es in der Schweiz solche Lagerstätten noch nicht gibt, wird das CO₂ mittels LKW, Bahn und Schiff zu Lagerstätten im Ausland exportiert – solche sind bereits in Norwegen, Island, den Niederlanden und Dänemark im Aufbau.
Stand des Projekts (August 2024)
Das Projekt befindet sich in Validierung. Das Gesuch um die Beurteilung seiner Eignung für das Ausstellen von Bescheinigungen wird beim BAFU voraussichtlich fristgerecht vor Ende Oktober 2024 eingereicht werden können. Die Vertragsmenge liegt bei 13‘500 t CO₂.
Der ProjekteignerDie CO₂ Energie AG betreibt die Biogasanlage in Nesselnbach.
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TOGETHER, Neustark AG
Projektbeschreibung
Die Neustark AG beabsichtigt im Rahmen des Projekts, an verschiedenen Biogasanlagen in der Schweiz, welche zur Biogasaufbereitung bereits CO₂ abscheiden, Verflüssigungsanlagen zu bauen und das verflüssigte CO₂ mittels LKW, Bahn und Schiff zu Lagerstätten in Island zu transportieren.
Stand des Projekts (August 2024)Das Projekt befindet sich in Validierung. Das Gesuch um die Beurteilung seiner Eignung für das Ausstellen von Bescheinigungen wird beim BAFU voraussichtlich fristgerecht vor Ende Oktober 2024 eingereicht werden können. Die benötigte Speicherkapazität in Island wurde bereits vertraglich gesichert. Die Vertragsmenge liegt bei 13‘000 t CO₂.
Der ProjekteignerDie Neustark AG wurde 2019 als ETH-Spin-off gegründet.